Zucker ist ein heißes Thema, wenn es um die Fütterung von Pferden geht. Es gibt viele Fragen und Unklarheiten darüber, wie viel Zucker Pferde bekommen dürfen, welche Futtermittel reich an Zucker sind und wie Zucker den Stoffwechsel des Pferdes beeinflussen kann. In diesem Blogartikel beantworten die Cavalor-Experten Caroline Loos (Leiterin Forschung und Entwicklung) und Fien Demeyere (Fütterungsexpertin) die am häufigsten gestellten Fragen zum Thema Zucker beim Pferd.
#1 Woher kommt eigentlich der ganze Zucker?
Es ist allgemein bekannt, dass Kraftfutter Zucker enthält. Aber wussten Sie, dass in den meisten Fällen die größte Zuckerquelle im Raufutter enthalten ist? Kraftfutter hat im Verhältnis tatsächlich den höchsten Zuckergehalt pro Kilo, allerdings frisst ein Pferd den Tag über viel mehr Raufutter als Kraftfutter. Im Durchschnitt enthält Kraftfutter etwa 500 bis 1.000 Gramm Zucker (2 bis 4 kg Kraftfutter pro Tag) und Raufutter 1.000 bis 1.500 Gramm Zucker (10 bis 12 kg pro Tag).
#2 Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer Empfindlichkeit gegenüber Zucker und dem Sommerekzem?
Zuckerempfindlichkeit wird häufig mit dem Sommerekzem bei Pferden in Verbindung gebracht. Doch wie genau sieht dieser Zusammenhang aus? Es gibt keinen direkt nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und den Insekten, die das Sommerekzeme verursachen. Allerdings stellen wir in der Praxis regelmäßig fest, dass Pferde, die empfindlich auf Zucker reagieren auch häufig unter dem Sommerekzem leiden. Dies kann damit zusammenhängen, dass Pferde, die empfindlich auf Zucker reagieren (z. B. Pferde mit einem empfindlichen Darm oder mit Stoffwechselproblemen) in vielen Fällen auch ein zugrundeliegendes Problem mit dem Immunsystem haben. Bei diesen Pferden kann zu viel Zucker, beispielsweise durch das Grasen auf einer Koppel mit viel Gras, zu einem überempfindlichen Immunsystem führen. Dies wiederum kann dann möglicherweise dazu führen, dass sie auf bestimmte Reize wie Insektenstiche heftiger reagieren. Es besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Zucker und den Insekten, die für das Sommerekzem verantwortlich sind, aber es ist möglich, dass die Empfindlichkeit gegenüber Zucker eine Rolle bei der Immunabwehrreaktion spielt und damit auch bei der Anfälligkeit für diese lästigen Mücken.
#3 Können Sie selbst feststellen, ob ein Pferd insulinresistent ist?
Es herrscht der Irrglaube, dass ein übergewichtiges Pferd gleichzeitig auch insulinresistent ist. Das ist jedoch nicht immer der Fall, denn das Körpergewicht kann verwirren. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass übergewichtige Pferde nicht immer insulinresistent sind. Umgekehrt können auch sehr schlanke Pferde durchaus insulinresistent sein. Daher ist es immer wichtig, einen Tierarzt für eine Diagnose zu konsultieren. Die Diagnose kann durch die Messung des Basalinsulinspiegels im Blut erfolgen. Für eine möglichst genaue Diagnose ist jedoch ein dynamischer Test am besten. Hierbei wird die Insulinreaktion nach der Verabreichung von Zucker untersucht. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass es nicht ratsam ist, bei einem übergewichtigen Pferd automatisch auf ein Insulinproblem zu schließen. Holen Sie sich immer den Rat eines Tierarztes ein, bevor Sie die Futterrationen oder die Versorgung anpassen.
#4 Wie sorge ich dafür, dass ein Pferd, das an einer Stoffwechselerkrankung leidet, mit einer zuckerarmen Futterration ausreichend Eiweiß und andere wichtige Nährstoffe erhält?
Wir sehen häufig, dass übergewichtige Pferde oder Pferde mit Stoffwechselproblemen, zusätzlich zum Raufutter eine kleinere Portion Kraftfutter oder manchmal gar kein zusätzliches Futter erhalten. Dies kann jedoch zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen führen. Die beste Lösung ist es, ein Kraftfutter mit niedrigem Zucker- und Stärkegehalt zu wählen, sodass der tägliche Bedarf an Protein, Vitaminen und Mineralstoffen gedeckt werden kann.
Eine andere Möglichkeit ist, einen Balancer zu verabreichen. Das ist ein Produkt, das reich an gut aufnehmbarem Protein ist und alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe enthält. Ein Balancer ist hochkonzentriert, das heißt, er kann in kleinen Mengen pro Tag verabreicht werden, um den gesamten Nährstoffbedarf des Pferdes zu decken. Auf diese Weise können Sie sichergehen, dass Ihr Pferd nicht zu viel Zucker zu sich nimmt, aber dennoch alle wichtigen Nährstoffe für die optimale Unterstützung seiner Gesundheit erhält.
#5 Stimmt es, dass trockeneres Heu einen geringeren Zuckergehalt hat?
Das ist nicht unbedingt richtig. Die Heuqualität hängt von mehreren Faktoren ab, z. B. von der Verarbeitung und der Lagerung des Heus und wie lange es bereits gelagert wird. Um zu bestimmen, ob trockenes Heu wenig Zucker enthält, sind weitere Informationen nötig, wie beispielsweise eine Raufutteranalyse. Wenn das Heu viel Struktur hat, ist es wahrscheinlicher, dass es wenig Zucker enthält. Andere Faktoren wie die Düngung, der Schnittzeitpunkt, der Reifegrad des Grases und die Grasart sollten bei der Bestimmung der Heuqualität ebenfalls berücksichtigt werden. Im Allgemeinen enthält Heulage weniger Zucker als Heu, da ein Teil des Zuckers während der Lagerung durch Bakterien fermentiert wird. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Pferde Heulage schneller fressen als Heu, sodass der Zucker schneller aufgenommen wird und so trotzdem einen höheren Insulinwert verursachen kann. Daher ist bei zuckerempfindlichen Pferden mit Heulage Vorsicht geboten.
#6 Zu welchem Zeitpunkt ist es am besten, eine Raufutteranalyse durchzuführen?
Eine Raufutteranalyse kann Aufschluss über den Nährwert des Raufutters geben, insbesondere der Zuckergehalt von Heu ist für zuckerempfindliche Pferde wichtig, da Raufutter den größten Teil der Futterration ausmacht. Eine Analyse ist jedoch nur dann, wenn Sie eine große Menge Heu auf einmal kaufen und Ihrem Pferd genau dieses Heu über einen längeren Zeitraum füttern. Der beste Zeitpunkt für eine Analyse ist zu Beginn des Winters, damit Sie die Futterrationen und Mengen entsprechend anpassen können. Der Nährwert des Futters verändert sich nämlich im Laufe der Lagerung und Aufbewahrung allmählich. Diese Veränderungen hängen von den Bedingungen ab, unter denen das Heu verarbeitet und gelagert wird. Daher ist es zu empfehlen, nach vier Monaten/in der Mitte des Winters eine weitere Analyse durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Futterration noch ausreichend Nährstoffe enthält.
#7 Ist es für ein Pferd mit Übergewicht in Ordnung, Stroh zu fressen?
Es ist für ein übergewichtiges Pferd absolut in Ordnung, Stroh zu fressen. Wichtig zu wissen ist hier, dass Stroh nur einen geringen Nährwert hat und daher nicht als Alleinfuttermittel gegeben werden kann. Besser ist es, das Stroh mit Heu zu mischen. Stroh kann 10 % bis 25 % der täglichen Futterration Heu ersetzen. Für leichtfuttrige Pferde oder Pferde, die abnehmen müssen, kann Stroh eine sinnvolle Ergänzung zu ihrer Futterration sein, um ausreichend Struktur zu bieten und den Darm zu füllen, ohne dass die Pferde dabei zu viele Kalorien aufnehmen.
#8 Ist eine kurzgehaltene Koppel für ein zuckerempfindliches Pferd besser?
Je höher das Gras, desto weniger Zucker enthält es. Ein Pferd kann also auf einer fetten Koppel mehr Gras fressen, ohne dabei zwangsläufig mehr Zucker zu sich zu nehmen. Aber Vorsicht: Sehr kurzes Gras kann wesentlich mehr Zucker enthalten, da die Pflanze durch Überweidung unter „Stress“ gerät und mehr Zucker einlagert. Es ist daher wichtig zu wissen, dass eine Koppel mit kurzem Gras nicht immer sicherer ist. Ein gutes Koppelmanagement ist wichtig, um die Aufnahme von Zucker durch das Pferd zu reduzieren. Sorgen Sie dafür, dass die Koppel gesund bleibt, indem Sie das Graswachstum fördern, z. B, indem Sie die Pferde auf eine andere Koppel stellen, wenn das Gras zu kurz wird, oder indem Sie rechtzeitig mähen, bevor es zu lang wird.