Raufutter ist die Grundlage einer jeden Futterration. Es ist nicht nur die wichtigste Quelle für Fasern, sondern auch ein Energielieferant. Doch wie viel Raufutter benötigt Ihr Pferd eigentlich? Ist unbegrenzt Raufutter das, was den Bedürfnissen eines Pferdes am nächsten kommt? Und wie sieht es mit dem Nährwert von Fasern aus? In diesem Artikel besprechen wir unsere Ansichten zum Thema Raufutter. Futter geht vor, aber nicht nur Futter.
Bevor wir im Detail auf das Thema Raufutter eingehen, vorab eines: Raufutter ist wichtig. Aber auch Wasser spielt eine große Rolle. Eine gute Grundration für Ihr Pferd besteht aus ausreichend Raufutter (verteilt auf mehrere Portionen pro Tag) und unbegrenztem Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und wussten Sie, dass zu wenig Wasser zu Dehydrierung führen und sich dann auch extrem auf die Verdauung auswirken kann? Außerdem sorgt ausreichend zu trinken dafür, dass Abfallstoffe über den Urin ausgeschieden werden. Unterschätzen Sie die Bedeutung von Wasser nicht. Es spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit Ihres Pferdes.
Unbegrenzt Raufutter?
Raufutter und Wasser bilden die Hauptgrundlage einer guten Futterration für jedes Pferd. Daher gilt Folgendes: Zuerst Raufutter und Wasser, der Rest (Kraftfutter und Futterergänzungsmittel) kommt später. Bedeutet „Raufutter geht vor“ auch unbegrenzt Raufutter? Wir glauben eher nicht. Unbegrenzt Raufutter ist nicht gut für die Gesundheit des Pferdes. Wir erläutern das nun etwas ausführlicher.
Früher grasten Pferde fast Tag und Nacht, bis zu 16 Stunden waren sie mit dem Kauen von nährstoffarmen Gräsern und Kräutern beschäftigt. Obwohl die Pferde durch dies Art zu grasen viele Fasern erhielten, war dieses Raufutter ärmer an Zucker und Eiweiß. Außerdem gab es viele verschiedene Kräuter und Gräser, die die Pferde mit allen notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgten. Das Leben des „modernen“ Pferdes mag ganz anders aussehen als noch vor Jahren, sein Verdauungssystem hingegen ist aber noch genau dasselbe. Wenn ein Pferd zu lange keinen Zugang zu Raufutter hat, besteht die Gefahr von Gesundheitsproblemen. Im Gegensatz zum Menschen produziert das Pferd nur beim Kauen Speichel, der die Verdauung fördert und den Säuregrad der Magensäure unter Kontrolle hält. Wenn die Speichelproduktion zu lange unterbrochen wird, kommt es zu Verdauungsproblemen wie Magengeschwüre, Verstopfung der Speiseröhre und Koliken.
Heutzutage ist das Raufutter jedoch viel energie- und proteinreicher als früher. Es besteht die Möglichkeit, dass Ihr Pferd bei unbegrenzter Verabreichung von Raufutter viel mehr Energie aufnimmt, als es eigentlich benötigt. Dies geht häufig mit gesundheitlichen Risiken wie Hufrehe oder Übergewicht einher.
Wie viel Raufutter benötigt mein Pferd?
Manchmal kann es schwierig sein, genau zu wissen, wie viel Raufutter zu füttern ist. Anhand verschiedener Berechnungen erklären wir genau, wie viel Raufutter Sie füttern müssen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sollte ein Pferd täglich mindestens 1,5 % seines Körpergewichts an Trockenmasse (TS) aus Raufutter aufnehmen. Wie viel genau ist das in der Praxis? Wir rechnen gemeinsam.
Für ein Pferd von 600 kg und bei Heu mit einem Anteil an Trockenmasse von +/- 83 % bedeutet dies: (0,015 * 600) / 83 * 100 = 10,84 kg Heu.
Die praktische Erfahrung zeigt, dass der Wert von 1,5 % des Körpergewichts von TS eher zu hoch angesetzt ist. Warum? Bei der obigen Berechnung würden Sie Ihrem Pferd 11 kg reichhaltiges Heu geben. Dies liefert ausreichend Fasern, aber auch oft zu viel Energie und Eiweiß. Darüber hinaus wird empfohlen, dass ein Pferd auf Stroh stehen sollte. Im Schnitt frisst ein Pferd 2 kg Stroh pro Tag. Auch das zahlt zu Raufutter.
Daher rechnen wir bei Cavalor mit einem Minimum von 1,25 % des Körpergewichts an Trockenmasse. Für ein Pferd von 600 kg und bei Heu mit einem Anteil an Trockenmasse von +/- 83 % empfehlen wir: (0,0125 * 600) / 83 * 100 = 9,036 kg Heu pro Tag. Steht Ihr Pferd auf Sägespänen? Dann füttern Sie 2 kg Stroh täglich zu.
Trockenmassegehalt im Raufutter
Im obigen Beispiel haben wir mit Heu mit einem Trockenmasseanteil von 83 % gerechnet. Füttern Sie Ihrem Pferd Heulage oder Gras? Dann beachten Sie bitte, dass der Gehalt an Trockenmasse wesentlich geringer ist. Das führt dazu, dass die Kilogrammanzahl an Raufutter steigt.
Wir machen ein Beispiel: Sie geben Ihrem Pferd (600 kg) Grassilage mit einem Trockenmassegehalt von 65 %. Dann gilt Folgendes: Grassilage (65 % Trockenmasse) – (0,0125 * 600) / 65 * 100 = 11,5 kg Grassilage pro Tag. Abschließend noch ein Beispiel mit Gras. Wiesengras: (16 % Trockenmasse) – (0,0125 * 600) / 16 * 100 = 46,9 kg frisches Gras pro Tag.
In der nachstehenden Tabelle finden Sie einen Überblick über den durchschnittlichen Trockenmassegehalt je Raufutterart. Eine Raufutteranalyse kann Aufschluss über den genauen Gehalt an Trockenmasse geben.
TS-Gehalt | Rohfasergehalt (pro kg) | EW pa (pro kg) | VREp (pro kg) | |
---|---|---|---|---|
Grasheu A | 845 | 206 | 0,63 | 111 |
Grasheu B | 845 | 282 | 0,58 | 62 |
Grassilage | 453 | 118 | 0,39 | 59 |
Luzerneheu | 851 | 274 | 0,50 | 105 |
Weizenstroh | 902 | 377 | 0,25 | 7 |
Rübenschnitzel | 914 | 136 | 0,91 | 37 |
Nur Raufutter?
Von unbegrenztem Raufutter zu einer Futterration, die nur aus Raufutter besteht. Wie sieht das aus? Pferde, die nur den eigenen Körper versorgen oder leichte Arbeit verrichten müssen, können im Grunde mit einer Raufutterration zur Deckung ihres Energiebedarfs auskommen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Raufutter allein in der Regel nicht ausreichend Vitamine und Mineralstoffe enthält, um diesen Bedarf zu decken. Ergänzen Sie dies also mit einem Vitamin- oder Mineralstoffpräparat oder mit zucker- und stärkearmen Kraftfutter. Raufutter ist wichtig, aber Pferde, die Leistung bringen müssen, brauchen mehr. Ist Ihr Pferd im (Spitzen-)Sport aktiv? Dann muss der zusätzliche Energiebedarf auch mit Kraftfutter oder einem Balancer ergänzt werden.
Raufutteranalyse: Feed as you need – nach Bedarf füttern
Raufutter macht den größten Teil der Futterration aus, daher ist es wichtig zu wissen, was man füttert. Denn der Gehalt an Eiweiß, Fasern, Mineralstoffen und Zucker kann stark variieren. Eine Raufutteranalyse gibt Ihnen Aufschluss darüber, wie viele Nährstoffe Ihr Pferd aus dem Raufutter erhält. Auf dieser Grundlage können Sie die Fütterung Ihres Pferdes mit zusätzlichem Kraftfutter, einem Balancer oder Futterergänzungsmitteln komplettieren, um so den gesamten Tagesbedarf zu decken und auch sicherzugehen, dass Sie nicht zu viel an Nährstoffen geben. Nach Bedarf füttern.
Berechnen Sie das Gewicht Ihres Pferdes
Um den Raufutterbedarf Ihres Pferdes zu berechnen, müssen Sie nicht nur den Trockenmassegehalt des Raufutters kennen, sondern auch sein Gewicht. Sie können das Gewicht Ihres Pferdes ganz einfach selbst ermitteln, ohne eine Pferdewaage benutzen zu müssen. Dafür benötigen Sie nur ein (langes) Maßband.
Schritt 1
Messen Sie den Brustumfang. Legen Sie das Maßband um den Brustkorb des Pferdes. Das Maßband muss kurz hinter dem Widerrist und hinter den Vorderbeinen verlaufen. Sie können den Wert ablesen, wenn das Pferd ausatmet.
Schritt 2
Messen Sie die Länge Ihres Pferdes. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd gerade steht und nach vorne blickt, bevor Sie messen. Sie messen die Körperlänge Ihres Pferdes von der Spitze der Schulter bis zum Sitzbeinhöcker.
Schritt 3
Rechnen Sie die Werte mit Hilfe einer Formel um. Da Sie nun die Körperlänge und den Brustumfang Ihres Pferdes kennen, können Sie sein Gewicht anhand einer Formel berechnen.
Brustumfang in cm x Brustumfang in cm x Länge in cm: 11.877 = das Gewicht Ihres Pferdes in Kilo.
Tipp: Führen Sie diese Messung dreimal durch und ermitteln Sie den Durchschnitt dieser Werte, um ein zuverlässiges Gewicht zu erhalten.